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Neue Ausstellungsstücke in Bad Lauchstädt Nationalausgabe und ein Zeugnis von Schillers Liebe

1789 erhielt Charlotte von Lengenfeld in Bad Lauchstädt den Heiratsantrag von Friedrich von Schiller. In dessen Museum in der Goethestadt liegt nun ein 6.000 Euro teurer Brief, der den Aufenthalt der jungen Frau beweist. Das Haus hat zu dem eine besondere Schiller-Ausgabe aus dem Nachlass eines halleschen Professors erhalten.

Von Robert Briest 10.05.2024, 18:00
Ernst Stöckmann und Gisela Hartung mit der Schiller-Nationalausgabe.
Ernst Stöckmann und Gisela Hartung mit der Schiller-Nationalausgabe. Foto: rob

Bad Lauchstädt/MZ. - Die Sammlung passe perfekt in den Schrank, bemerkt Ernst Stöckmann. In der Tat hätte die gesamte Schiller-Nationalausgabe, die seit Donnerstag offiziell im Neuen Schillerhaus in Bad Lauchstädt steht, keine drei Bände mehr umfassen dürfen, sonst hätte sie nicht mehr in das historische Möbel gepasst. Für die bisher 42 Bände reicht der Platz genau, wohl auch noch für den 43., der im Sommer die seit den 1940er Jahren laufende Buchreihe vollenden soll. Im Schrank steht dann das gesamte überlieferte Schriftwerk des Dichters.

„Die Nationalausgabe ist eine vollständige Edition aller von Schiller jemals geschaffen Schriften, einschließlich der persönlichen“, erklärt der hallesche Germanist Stöckmann. Ein Großteil der Bände bestehe aus Briefen des Dichters, auch sein Tagebuch sei abgedruckt – jeweils mit kommentierendem Nachwort. Über die Jahrzehnte habe die Nationalausgabe verschiedene Herausgeber gehabt, die zu Zeiten der Teilung aus BRD und DDR kamen: „Sie ist eines Projekt der deutsch-deutschen Zusammenarbeit.“

Ein deutsch-deutsches Projekt

Stöckmann hat auch den Verkauf der kompletten Edition der Nationalausgabe an die Historischen Kuranlagen (HKA) in Bad Lauchstädt vermittelt. Die 42 Bände stammen aus dem Nachlass seines früheren Kollegen Günter Hartung. Der habe lange Zeit als Germanistikprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle gearbeitet, berichtet seine Frau Gisela. Im Vorjahr sei er im Alter von 91 Jahren gestorben: „Ich habe mit Freude diese Ausgabe, die mein Mann genutzt hat, hier an das Museum gegeben, weil sie hier bisher gefehlt hat.“

Den Kaufpreis hat der Freundeskreis des Goethe-Theaters übernommen. Dem Verein verdankt HKA-Geschäftsführer René Schmidt noch einen Neuzugang, den Besucher nun nur wenige Schritte weiter im Neuen Schillerhaus erleben können. In einer Vitrine in der Tür zu Schillers Verlobungszimmer liegt jetzt ein Brief von Charlotte von Lengenfeld. Die damals 22-Jährige hatte ihn 1789 nur Tage nach der Verlobung mit Schiller in Bad Lauchstädt verfasst.

Schillers Verlobung zu Lauchstädt

Wie Schmidt erzählt, hatte sich der Dichter sowohl in Charlotte, als auch ihre ältere Schwester verliebt. Die war allerdings verheiratet. Im Sommer 1789 besuchte er beide während eines Aufenthalts in Lauchstädt. Ihre Erwartungen an einen Heiratsantrag wurden zunächst enttäuscht. Schiller reiste ab, stellte den Antrag aber Tage später per Brief aus Leipzig: „Deshalb spricht man von der Verlobung Schillers zu Lauchstädt.“ Das Verlobungszimmer entstand aber erst nach Schillers Tod. Unter dem Eindruck von dessen Beerdigung errichtete es ein Kunsthandwerker im Alten Schillerhaus. Über Jahrhunderte konnte es dort gegen Geld besichtigt werden, bevor es nach der Wende ins Neue Schillerhaus in der Parkstraße wechselte.

In dem dort ausgestellten Brief berichtet von Lengenfeld von ihrem vollen Kuralltag, ihrer Vorfreude auf den Winter mit Schiller in Weimar und einer Begegnung mit dem halleschen Mediziner Meckel, dessen bekannte anatomische Präparatensammlung sie sich in den kommenden Tagen anschauen wollte. Das Schreiben haben die HKA einem Wiener Antiquariat abgekauft. Für 6.000 Euro, wie Schmidt erklärt. Das Antiquariat hatte sogar noch einen Originalbrief Schillers im Angebot: „Das hätte aber das 100-Fache gekostet.