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Freizeit im Harz Neuer Jugendtreff in Falkenstein/Harz wird etwas Besonderes

Für viele Kinder und Jugendliche ist die Bushaltestelle im Ort ein fester Anlaufpunkt, um sich zu treffen. Im Falkensteiner Ortsteil Meisdorf soll sich das nun ändern, und wie das geht, haben sich die Harzer bei den Sachsen abgeschaut.

Von Rita Kunze Aktualisiert: 10.05.2024, 11:08
In Meisdorf soll ein selbstverwalteter Jugendtreff gegründet werden. Dort kann dann vielleicht auch Tischkicker gespielt werden.
In Meisdorf soll ein selbstverwalteter Jugendtreff gegründet werden. Dort kann dann vielleicht auch Tischkicker gespielt werden. Foto: dpa

Meisdorf/MZ. - „Begleiten statt bestimmen“ - das ist das Motto, nach dem in Meisdorf ein Jugendtreff gegründet werden soll. Das Besondere daran: Die Kinder, mindestens elf Jahre alt, und Jugendlichen verwalten ihren Treff selbst, sollen auch den dafür nötigen Förderverein als Träger selbst gründen.

Das geht, sagt Christian Große, der Mitstreiter für das Projekt sucht und dabei gezielt auch Eltern ansprechen will, die in dem Förderverein unterstützend mitwirken. Den Großteil der Vereinsarbeit sollen aber die Kinder und Jugendlichen übernehmen. 7- bis 17-Jährige gelten als beschränkt geschäftsfähig und können auch in den Vereinsvorstand gewählt werden, wenn ihre Eltern zustimmen. Ein Verein sei nötig, um das Projekt auf eine rechtlich sichere Basis zu stellen.

Bautzner „Kurti“ ist Inspiration für Meisdorfer Modell

Wie so etwas funktionieren kann, haben sich die Meisdorfer bei „Kurti“ abgeschaut. So heißt der selbstverwaltete Jugendclub im sächsischen Bautzen, der mit Spenden, von der Stadt und der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft unterstützt wird.

Den Meisdorfern ist die Unterstützung der Stadt Falkenstein sicher, die eine leerstehende, 100 Quadratmeter große Wohnung bereitstellen will, für die es einen Nutzungsvertrag gibt, sobald der Verein seine Arbeit aufnimmt. „Wir gehen davon aus, dass wir vor September nicht in Betrieb gehen“, schätzt Christian Große.

Wir sind in den letzten Jahren neue Wege gegangen, das war nicht verkehrt.

Ralf Bianga, Ortsbürgermeister

Die renovierungsbedürftigen Räume sollen die künftigen Nutzer selbst auf Vordermann bringen, malern, tapezieren, Teppichboden verlegen. „Wenn sie das selbst mit aufbauen, erhalten sie's auch“, so die Hoffnung von Große und anderen Eltern, die den Kindern und Jugendlichen im Ort einen Treffpunkt schaffen wollen, der beispielsweise die obligatorische Bushaltestelle ersetzt. Und der eine Alternative zum Jugendclub „Phoenix“ im benachbarten Ballenstedt bietet: „Wir wollen die Kinder hier halten.“

Ortsbürgermeister Ralf Bianga findet die Idee gut. „Wir sind in den letzten Jahren neue Wege gegangen, das war nicht verkehrt. Und wir wissen, wo unsere Kinder sind.“

Die Jugendlichen selbst fänden die Idee nicht schlecht: „Sie würden so einen Klub sofort aufsuchen“, sagt er. Sie seien auch bereit, daran mitzuarbeiten, denn sie fänden es gut, einen Treffpunkt zu haben, bei dem sie nicht immer fragen müssten, ob sie hin dürfen.

Ältere Jugendliche sollen Möglichkeit zur Jugendleiter-Ausbildung bekommen

Der Jugendklub mit verschiedenen Freizeitangeboten soll allen offenstehen. Mitglied im Förderverein werden müsse nur, wer auch mit entscheiden will. Die Hoffnung der Erwachsenen: Die Kinder und Jugendlichen erziehen sich auch gegenseitig. Der Klub funktioniere nur im Miteinander, bei dem unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden. „Sonst bleibt er auf der Strecke.“

Ziele und Regeln sollen in einer Vereinssatzung festgelegt werden. „Es ist die Sache von uns Eltern, was da reingehört“, betont Ralf Bianga.

Ältere Jugendliche sollen die Möglichkeit bekommen, die staatlich anerkannte „juleica“-Ausbildung zum Jugendleiter zu absolvieren. Darüber hinaus will der Förderverein versuchen, den Jugendtreff als Einsatzstelle im Bundesfreiwilligendienst zu etablieren. Damit wäre gewährleistet, dass ein Erwachsener als Ansprechpartner vor Ort ist.